Zweites großes Abenteuer allein in Südkorea:
Mit dem Bus quer durchs Land von Sokcho im Nordosten nach Busan im Südosten.
Und das größere Problem: In Busan heil ohne Smartphone vom Busbahnhof zum Hostel kommen, laut Google nochmal über eine Stunde Wegstrecke... Also, ich war skeptisch.

Ticketkauf in Sokcho lief gut, nach Nachfrage hab ich dann auch erfahren, wo mein Bus abfährt. Hatte exakt 8 Minuten Puffer bis zur Abfahrt X.X Auch für meine Verhältnisse etwas knapp, aber leider hatte die Zimmermitbewohnerin im Hostel morgens ausführlich geduscht.
Fahrt war dann ziemlich ereignislos, aber jedes Mal wenn ich aufgewacht bin war die Landschaft anders. Das Meer hielt sich ziemlich zuverlässig in Sichtweite auf der linken Busseite, zur rechten war's aber abwechlungsreich, mit allem von flachen Feldern bis zu eindrucksvollen Tälern und Bergen im Nebel.

Das Bussystem in Korea ist übrigens etwas komplexer, es gibt Intercity und Expressbusse, je nach dem was für einen man erwischt unterscheidet sich nicht nur die Route und die Anzahl der Stops sondern durchaus auch der Busbahnhof oder das Terminal.


Ziemlich großer Busbahnhof in Busan.

Glücklicherweise war im Busbahnhof der Weg zur Metro ziemlich deutlich ausgeschildert, es gab nur eine mögliche Linie und die Ticketautomaten konnten auch Englisch. Topnote von mir :)

Hab daher problemlos mit Umstieg mein Ziel gefunden. Naja, fast. Irgendwo unterwegs hatte ich mein Ticket verloren und stand daher dann am Metro-Ausgang und kam nicht raus xD Glücklicherweise hat mich ein aufmerksamer Angestellter bemerkt und mir ein neues Ticket zum Kaufen vorbeigebracht. Gelernt: nicht in die Handyhülle, da fällts raus. Zu klein, die Teile.

Nach Ankunft im Hostel wars auch schon recht spät, hab mich daher entschieden, noch kurz dem United Nations Memorial Cemetery (UNMCK, Friedhof und Gedenkstätte des Korea-Kriegs) einen Besuch abzustatten, welches nicht weit vom Hostel entfernt lag. Tja, leider war ich auch dafür zu spät dran.
Etwas enttäuscht von dem bisher ereignisarmen Tag hab ich dann beschlossen, noch einen kleinen Spaziergang zum Hafen zu machen um einen Blick auf eine wohl recht eindrucksvolle Brücke zu werfen. Angetrieben von meinem Bewegungsmangel (grob 8h Bus und Metro) wurde daraus eine 8-9km-Wanderung o.O


Gwangan-Bridge

Mein Weg führte mich erst durch belebte Stadtviertel, dann entlang einer Hafenpromenade mit mehreren Stationen mit Fitnessgeräten (die nach Einbruch der Nacht von Koreanern aller Altersklassen gut frequentiert waren. Richtiger Trubel!).
Und plötzlich war die Hafenpromenade vorbei und ich fand mich auf einem Strand wieder an dem unzählige Koreaner in kleineren und größeren Gruppen unterwegs waren oder picknickten. Es war Wochentags, mitten in der Nacht, aber in den umgebenden Hochhäusern waren auf allen Etagen Restaurants und Clubs geöffnet und einige günstig gelegene Supermärkte ergänzten das Angebot.
So kam es dann, dass ich mitten in der Nacht an einem südkoreanischen Strand stand, die Lasershow auf der Brücke gegenüber beobachtete und als aus den Lautsprechern italienische Arien tönten in den Supermarkt gegenüber ging und mir ein Bier kaufte.
Öffentlicher Alkoholkonsum ist seit einigen Monaten in Südkorea nicht mehr erlaubt. Aber das ging einfach nicht anders.

Tagesprogramm für Tag 2 in Busan: Wanderung in der "Festung" Geumjeongsanseong
Ich hatte als Halbtagestour eine Runde Wandern geplant, das Areal liegt etwas nördlich des Stadtkerns und versprach gute Aussichten auf die riesige Stadt.

Diese Erwartungen wurden bereits bei der Cable-Car-Fahrt hinauf erfüllt.
Es gab ein paar Anlaufschwierigkeiten (Ja, anscheinend kann auch ich mal den Weg verfehlen) und nach wenigen hundert Metern waren alle Schilder plötzlich ausschließlich in Hangeul beschriftet.

Na, wo lang solls gehen?

Das war der erste Moment, wo es sich so richtig ausgezahlt hat, dass ich mir die Zeit genommen hab die Schrift zu lernen :)

Die ersten ~6km der Wanderung verliefen relativ unspektakulär über großteils breite, asphaltiere oder geflasterte Wege, aber umso nördlicher ich gelangte desto weniger andere Wanderer begegneten mir und die Natur und Aussicht wurde zunehmend einladender.

Bei einem Aussichtspunkt gegen Ende meiner Wanderung traf ich auf 3 koreanische Herren mittleren Alters, die sich gerade zum Picknick niederließen und mich dazu aufforderten, ihnen Gesellschaft zu leisten. Nur einer von ihnen konnte rudimentäres Englisch, aber dieses zufällige Treffen wird wohl eine der bleibendsten Erinnerungen dieser Reise sein.
Nach dem Picknick bin ich mit ihnen weitergewandert und als sich unsere Wege eigentlich getrennt hätten habe ich mich entschlossen, doch noch mit ihnen weiter zum vor uns liegenden Gipfel zu wandern anstatt direkt abzusteigen und in die Stadt zurückzukehren. Eine gute Entscheidung, denn der Blick vom Gipfel war beeindruckend und sie waren die ganze Zeit über bemüht, mir Dinge zu erklären.

Anschließend gings durch den Beomeosa-Tempel (ich erspare euch weitere Tempelbilder) zurück in die Stadt, wo mich die Herren noch zum Abendessen eingeladen haben. Dank 2 Wochen Training im "How to eat when in Korea without offending anyone"-Kurs von Meister Chang fühlte ich mich dabei auf der sicheren Seite :)

Und zum Abschluss des Tages dann noch einen Abstecher zum Busan Tower. Ich weiß ja nicht, wie die Aussicht tagsüber ist, aber nachts war sie atemberaubend. Die Bilder meiner Handykamera taugen leider überhaupt nichts, also erspar ich euch das.

Neben einem Ausflug zum Fischmarkt und kulinarischen Experimenten (mehr dazu in einem kommenden Beitrag) hab ich es - am Abfahrtsmorgen - dann doch noch zum UNMCK geschafft.
Mein Wissen um Koreas Geschichte, vorallem die des 19. Jahrhunderts, war vor meiner Reise fast Null und ist auch jetzt noch völlig unzureichend, aber es war genug um meiner US-amerikanischen Hostelbekanntschaft ein bisschen den historischen Rahmen zu erläutern.
Ich hatte gar nicht vor, so viele USA-stereotype Witze zu machen, aber... leider trafen unglaublich viele auf den jungen Herren zu :/ War dann irgendwann für mich auch gar nicht mehr lustig.

Beim UNMCK handelt es sich um den weltweit einzigen UN-Friedhof, 2.300 Tote des Koreakriegs sind hier begraben.

Wall of Remembrance: Namen der 40.896 im Koreakrieg Gefallenen der UN